Was ist Abseits? Die Abseitsregel leicht erklärt

Von Niklas Schäfer
Das Abseits gehört zu den bekanntesten und gleichzeitig am häufigsten diskutierten Regeln im Fußball. Doch was bedeutet Abseits eigentlich genau? Warum gibt es diese Regel? Und wann liegt kein Abseits vor? In diesem Artikel bekommst du eine leicht verständliche Erklärung der Abseitsregel, inklusive Beispielen, Ausnahmen und typischer Irrtümer.

Wann ist Abseits? So funktioniert die Regel
Beim Abseits unterscheidet man zwischen zwei Arten: passives und aktives Abseits.
Passives Abseits
Grundsätzlich dürfen sich Spieler ungestraft im Abseits aufhalten, solange sie nicht aktiv ins Spiel eingreifen. Dieser Fall wird als passives Abseits bezeichnet und tritt ein, wenn folgende drei Kriterien zutreffen:
- der Spieler befindet sich in der gegnerischen Hälfte
- zwischen dem Spieler und dem gegnerischen Tor befindet sich nur 1 Gegenspieler (meistens der Torspieler)
- die eigene Mannschaft hat den Ball

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Aktives Abseits
Eine Abseitsposition wird erst dann zu einem Abseitsvergehen, wenn der Spieler, der sich im passiven Abseits befindet, zusätzlich zu den oben genannten Punkten aktiv am Spielgeschehen teilnimmt. Das ist der Fall, wenn er:
- den Ball berührt oder spielt (z.B. den Pass eines Mitspielers annimmt)
- einen Gegenspieler behindert (z.B. dem gegnerischen Torhüter die Sicht versperrt)
- einen Vorteil aus seiner Abseitsposition zieht (z.B. einen von Pfosten oder Latte abprallenden Ball spielt)
Für die Bewertung der Abseitsstellung ist entscheidend, wo sich der Spieler im Moment der Ballabgabe durch einen Mitspieler befindet. Eine Abseitsposition wird mit einem indirekten Freistoß für die gegnerische Mannschaft geahndet. Der Freistoß wird an der Stelle ausgeführt, an der die Abseitsposition auftrat.
Welche Körperteile zählen beim Abseits?
Beim Abseits zählen alle Körperteile, mit denen ein Spieler regulär ein Tor erzielen darf. Während eine Abseitsstellung mit dem Kopf, Rumpf (Brust, Bauch, Rücken), Beine, Füße, Schultern abgepfiffen wird, zählt die Position der Arme und Hände nicht für die Beurteiung einer Abseitsstellung.
Warum gibt es die Abseitsregel?
Die Abseitsregel verhindert, dass Spieler vor dem gegnerischen Tor ungehindert auf lange Bälle lauern können. Das würde die Dynamik des Spiels stark einschränken und zu ständigem Hin und Her ohne echten Spielaufbau führen. Die Regel zwingt die Mannschaften dazu, als Team nach vorne zu spielen, den Ball durch die Reihen zu kombinieren und Angriffe koordiniert zu gestalten.
Sonderfälle: Abseits bei Abstoß, Einwurf und Eckball
Es gibt Spielsituationen, bei denen die Abseitsregel nicht gilt:
- Beim Abstoß kann sich ein Spieler so weit in die gegnerische Hälfte stellen, wie er möchte.
- Beim Einwurf gibt es ebenfalls kein Abseits. Hierdurch ist der Ball leichter ins Spiel zu bringen.
- Auch bei einem Eckstoß kann ein Spieler nicht im Abseits stehen.
Was ist die Abseitslinie?
Im Kontext von Abseits spricht man häufig von der sogenannten Abseitslinie. Die Abseitslinie ist eine gedachte Linie auf Höhe des vorletzten Spielers einer Mannschaft (häufig ein Innenverteidiger), die parallel zur Mittel- und Grundlinie von Seitenlinie zu Seitenlinie verläuft.
Bei Fußballübertragungen wird diese Linie in der Regel bei Abseitsentscheidungen für die Zuschauer eingeblendet (man spricht in dem Fall auch von der kalibrierten Linie). Wird sie von einem gegnerischen Spieler überschritten, steht er im Abseits.

Die Rolle des Video Assisted Referees (VAR)
Beim Überschreiten der Abseitslinie kommt es häufig zu Zentimeter-Entscheidungen. Vor der Einführung des Videoschiedsrichters galt die Faustregel "im Zweifel für den Angreifer", die besagte, dass bei einer unsicheren oder schwer zu erkennenden Abseitssituation das Abseits eher nicht gepfiffen und der Angreifer dadurch bevorteilt wird. Hierbei kam es auch immer wieder zu der Situation, dass sich zwei Spieler augenscheinlich auf der exakt gleichen Höhe befanden. In diesem Fall wurde ebenfalls kein Abseits geahndet.
Mit der Einführung des Videoschiedsrichters gibt es in dieser Frage keinen Graubereich mehr. Jede Abseitssituation, die zu einem Tor führt, wird im Nachhinein genaustens überprüft. Mithilfe von etlichen Kameras im Stadion wird eine virtuelle Abseitslinie kalibriert und in die Spielsituation eingefügt. Auf diese Weise lassen sich auch kleinste Abstände errechnen und visualisieren, die über Abseits oder Nicht-Abseits entscheiden.
Was ist die Abseitsfalle?
Die Abseitsfalle ist ein taktisches Mittel der verteidigenden Mannschaft, um eine strafbare Abseitssituation und damit einen Ballgewinn herbeizuführen. Bei der Abseitsfalle rückt die Hintermannschaft spontan gemeinsam nach vorne in Richtung des Balles, um die Abseitslinie weiter in Richtung Mittellinie zu schieben und damit einen gegnerischen Angreifer hinter sich ins Abseits zu stellen.
Die Entstehung der Abseitsregel - Seit wann gibt es Abseits?
Die Abseitsregel ist so alt wie der moderne Fußball selbst, denn sie sollte schon immer ein wildes "Kick and Rush" verhindern. In den ersten offiziellen Regeln, die 1863 von der englischen Football Association (FA) veröffentlicht wurden, war die Regel noch sehr streng: Ein Spieler befand sich im Abseits, wenn sich nicht mindestens drei Gegenspieler zwischen ihm und der gegnerischen Torlinie befanden. Dies machte ein Kombinationsspiel fast unmöglich.
Eine entscheidende Änderung erfolgte 1925, als die Anzahl der erforderlichen Gegenspieler von drei auf zwei reduziert wurde. Diese Anpassung belebte das Spiel deutlich, förderte Offensivaktionen und führte zu einem Anstieg der Torzahlen. Im Laufe der Zeit wurde die Regel weiter verfeinert, unter anderem mit der Einführung des passiven Abseits in den 1970er Jahren, um die Komplexität und Fairness der Regel zu erhöhen. Heute helfen technologische Hilfsmittel wie der Video-Assistent (VAR) dabei, die oft nur wenige Zentimeter entscheidende Abseitslinie millimetergenau zu ziehen.
Die Abseitsregel im Video
Die Abseitsregel ist eine entscheidende Komponente des modernen Fußballs, die für Fairness und eine attraktive, dynamische Spielweise sorgt. Das Verständnis der Grundregel und der Sonderfälle (Abseitsfalle, Abstoß, Einwurf) sowie der Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Abseits ist essenziell, um das Spiel vollumfänglich zu verstehen. Es gibt noch Unklarheiten? Dann schau dir die Abseitsregel leicht erklärt in diesem Video an:
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